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Benjamin Bronni

Art Cologne - Open Space

13. - 17. April 2011

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Benjamin Bronni formt aus übereinander gelagerten, geometrischen und kristallinen Strukturen auratisch aufgeladene Kompositionen - immer rückgebunden an eine ausgeprägte Materialität des jeweiligen Mediums. Hier ist es die unbehandelte raue Oberfläche von Holzwerkstoffplatten (OSB), die sich als Bildträger immer wieder in den Vordergrund spielen, während die Malerei selbst, außer abstrakte Formen, zunächst „Nichts“ zu repräsentieren vorgibt.

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Installationsansicht auf der Art Cologne im Open Space 2011
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Der theoretische Begriff „Abstraktion“ wird in seiner spezifischen Bedeutung zumeist als Gegenspieler des Konzeptes der „Repräsentation“ verwendet. Während „Repräsentation“ die Abbildung von etwas Bestimmtem, einem Referent in der nicht-bildlichen Wirklichkeit meint, verweist „Abstraktion“ auf ein Bild, das keine Abbildung mehr ist, das lediglich auf sich selbst verweist. Jenseits der Repräsentation verstand sich die Kunst spätestens mit Kasimir Malewitschs „Weg zum künstlerischen Selbstzweck, zur Herrschaft über die Naturformen“.
Doch entgegen der Behauptung einer Autonomie und Selbstreferentialität der Form erinnern die geometrischen Formationen Bronnis mit ihrer Betonung von Kreis- und Dreieckssegmenten nicht von Ungefähr an starke (Herrschafts-)Symbole wie die Sonne und Pyramide, den Stern und Strahl und verlieren damit auch die „Unschuld“ der künstlerischen Abstraktion.
Bronnis präzise konstruierten, farbreduzierten Gemälde und Objekte präsentieren sich stets in installativen Zusammenhängen und erlangen so bühnenhafte Eigenschaften, die den Betrachter mit einschließen. Der Bildraum scheint sich in den realen Raum zu weiten, wenn Bronni die scharfkantigen geometrischen Objekte seiner abstrakten Bildwelten als theatrale Raumkörper in den Ausstellungsraum transferiert. Dort erlangen sie als übergroße und dabei labil anmutende Konstruktionen, die je nach Blickwinkel und Perspektive die Parameter von Räumlichkeit verändern, eine beunruhigende, nicht zu verortende Präsenz.
Bronnis Installation für den Open Space der Art Cologne hat eine geradezu zeremonielle, um nicht zu sagen sakrale Anmutung. Bestehend aus einer Dreierserie großformatiger Diptychen von Kreis-Kompositionen, einer Groß-Plastik aus zwei prekär ineinander gefügten Kreissegmenten, sowie zwei überwiegend flächig schwarz verhüllenden Tafeln und ein in der oberen Raumecke inszeniertes rundes Kreissegment, gemahnt die Installation an ihre konstruktivistischen Ahnen wie Alexander Rodtschenko, hier insbesondere seine Kompositionen auf Leinwand, wie beispielsweise „Schwarz auf Schwarz“ (1918), Lazlo Moholy Nagy und (unvermeidlich) Kasimir Malewitsch. Die „Wiederholung“ konstruktivistischer Ansätze erweist sich dabei als Kippfigur, die zwischen Affirmation und Subversion oszilliert und gerade die paradoxen Effekte vor Augen führt.
Benjamin Bronni nimmt den utopischen Ansatz eine „klare, rein logische“ Kunst zu schaffen, mit ihren bewussten und unbewussten Übergängen ins Irrationale auf und spielt ihren Hang ins Religiöse aus. Dies jedoch nicht ohne eine selbstironische Brechung, die sich beispielsweise in der kleineren Arbeit „Papier“ ausdrückt. Weiß auf Weiß erscheint die Fehlproduktion eines Klorollenpapierabschnittes als gekonnte geometrisch-kristalline Faltung und Schnitttechnik. Mit einem Streich lässt Bronni Konzepte des Konstruktivismus, respektive Minimalismus, mit seiner Betonung der standardisierten Form, und des industriell gefertigten Materials, des Readymades und der „reinen“ Abstraktion, wie schon in einer früheren Wandplastik aus Dachlatten, die für Gewöhnlich zum Aufspannen der Leinwand dienen, zusammenfallen. © Birgit Kulmer, 2011.